Salat und Müsli für 40 cent.

GESCHICHTEN & GESICHTER

Salat und Müsli für 40 Cent frisch auf den Tisch.

Eine Pöppelmann-Geschichte über eine Mahlzeit aus echtem Schrot und Korn, jahrzehntelang erprobte Salat-Klassiker und die Vollwert-Mission der unvergessenen Chefin.

Wer das Küchenteam von Pöppelmann besuchen will, steuert Werk 2 in Brockdorf an. In einem Seitentrakt der Halle 23 blitzt die Arbeitsplatte aus Chrom. Flink verteilen die Frauen an diesem Tag portionsweise sorgfältig gezupfte Baby-Spinatblätter. Erdbeeren und Ziegenkäse vervollständigen das appetitliche Arrangement in den Salat-Schalen. Die stammen, ganz nebenbei bemerkt, natürlich aus der Pöppelmann-Produktion, hergestellt vom Lebensmittel-Verpackungsspezialisten FAMAC®.

Küchenchefin Elisabeth Gronemeyer ist zusammen mit Irmgard Uchtmann, Gerlinde Middelbeck und Mareike Hüdepohl bereits seit 6 Uhr da. Die Zeit ist knapp, schließlich müssen alle Bestellungen bis spätestens 9.30 Uhr in allen 30 Aufenthaltsräumen der drei Werke in Lohne ausgeliefert sein. Das Angebot steht: Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter kann täglich einen frisch zubereiteten Salat und den legendären Frischkornbrei ordern, seit neuestem sogar per Mausklick. Müsli digital eben. Kostenpunkt: jeweils 40 Cent für eine Portion.

Die Geschichte dieser Pöppelmann-Küche ist auch eine Geschichte über Gertrud Pöppelmann (1924-2009). Die Sorge um die Gesundheit ihrer „Pöppelmänner und -frauen“, wie die langjährige Firmenchefin ihre Leute immer gern nannte, stand für sie an oberster Stelle. Und etwa Mitte der 80er wurde ein Aspekt der Gesundheitsförderung geradezu zu ihrer Mission: die gesunde Ernährung.

Im Gespräch mit einer Lehrerin war die Unternehmerin etwa Mitte der 1980er Jahre auf die Ernährungsgrundsätze der Vollwertkost aufmerksam geworden. Gertrud Pöppelmann informierte sich, besuchte Seminare, ließ sich überzeugen. Dann entschloss sie sich, ihre Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen. Aus tiefster Überzeugung, wie sich Hannelore Rudloff erinnert. Die Lohnerin war zu der Zeit Sekretärin des Firmengründers Josef Pöppelmann und des Geschäftsführers Karl-Heinz Diekmann und gestaltete später lange Jahre als Personalchefin die Entwicklung der Firma an entscheidender Stelle mit.

„Gertrud Pöppelmanns oberste Maxime lautete: Frischkost ist Heilkost“, erinnert sie sich. Auf Initiative der Chefin absolvierte Hannelore Rudloff damals eine Weiterbildung zur Gesundheitsberaterin. „In der Halle 1 richteten wir vor der Schlosserei einen kleinen Raum als Küche ein. Hier bereiteten wir Brei und Salate zu. Getreide kauften wir im Naturkostladen und auch im Großhandel ein. Abends schroteten wir den Weizen und ließen ihn über Nacht einweichen. Am nächsten Morgen wurde er dann mit Sahne, frischem Obst und Nüssen zubereitet“, schildert sie aus der Zeit des Anfangs. 

Hinzu kamen die Pöppelmann-Salate, die schon bald legendär wurden. Die Zutaten kaufte das damalige Frischkost-Team, zu dem neben Hannelore Rudloff damals auch Franziska Blömer, Hiltrud Rendo und später zudem Irmgard Uchtmann gehörten, im örtlichen Handel ein. Sie servierten ihren Kolleginnen und Kollegen sowohl Rohkost als auch Rustikales. „Einige der ersten Rezepte aus dieser Zeit wie beispielsweise der Salat ‘Weißkraut Athen’ haben bis heute überlebt“, verweist Hannelore Rudloff auf einige Klassiker aus der Pöppelmann-Küche.

Nun, gut drei Jahrzehnte später, gibt es diese Pöppelmann-Küche immer noch, mit allerdings etwas mehr Platz in Halle 23. Die Grundsätze sind die gleichen wie zu Beginn: Salat und Müsli werden täglich frisch zubereitet. Beim Müsli allerdings rückte das Team zwischenzeitlich von der reinen Vollwertlehre ab: „Da lassen wir jetzt die Sahne weg. Viele hatten Sorge, dass die zu dick macht“, erklärt Küchenchefin Elisabeth Gronemeyer mit einem Schmunzeln. „Nun rühren wir es mit Quark, Joghurt und Milch an. Zucker verwenden wir übrigens beim Müsli überhaupt nicht. Rosinen sorgen für die Süße. Manche rühren sich später vor dem Essen noch etwas Honig hinein.“

Natürlich gab und gibt es für die Pöppelmann-Belegschaft nicht nur Salat und Müsli, sondern eine weitaus größere Essensauswahl. Das Unternehmen wird täglich von örtlichen Caterern beliefert, deren Angebote wöchentlich vorbestellt werden können. Für kurzfristigen Bedarf gibt es zudem ein Tiefkühl-Angebot. Sämtliche Mahlzeiten subventioniert das Unternehmen im Rahmen der umfassenden sozialen Leistungen: Für ein täglich frisch zubereitetes Hauptgericht vom Lohner Schlachter wird den Mitarbeitenden beispielsweise jeweils 4,23 Euro berechnet, ein Eintopf ist für 2,13 Euro zu haben.

Die Logistik für die tägliche Auslieferung auf alle drei Werke ist ausgeklügelt. In allen 30 Aufenthaltsräumen am Lohner Standort steht im Idealfall das Essen pünktlich auf dem Tisch. Ob eine Kantine nicht die bessere Alternative wäre – zum Beispiel mit einer Salatbar, bei der sich jeder nach eigenem Gusto bedienen kann? Das wünschen sich manche. Hannelore Rudloff wendet ein: „Über eine Kantine haben wir auch früher schon nachgedacht. Aber angesichts der Größe des Unternehmens würde eine einzige wohl kaum ausreichen. Ich vermute nach wie vor, dass die jetzige Regelung am unkompliziertesten und letztlich auch am nachhaltigsten ist.“

Sie ist seit Oktober 2017 im Ruhestand, fühlt sich dem Unternehmen allerdings nach wie vor eng verbunden. Mit großer Freude sieht sie es, dass das Engagement aus der Pionierzeit nachhaltig im Betrieb weiterwirkt. Der Frischkornbrei steht zwar heute als „Müsli“ auf dem Speiseplan, erfreut sich aber weiterhin großer Beliebtheit. Und auch die Salate gehören für zahlreiche Kolleginnen und Kollegen zum regelmäßigen Speiseplan. Küchenchefin Elisabeth Gronemeyer führt darüber genauestens Buch: Allein im Jahr 2018 verließen insgesamt 115.080 mit Müsli oder Salat gefüllte PP-Töpfe die Küche in Halle 23. 

Auch bei jungen Leuten ist die gesunde Stärkung für einen harten Arbeitstag beliebt. Zu den Pöppelmann-Müsli-Fans gehört Josef Ruholl, 20 Jahre alt und als Werkzeugmechaniker im Werk 2 tätig. „Das Müsli schmeckt super, ist günstig und man wird satt“, erklärt er voller Überzeugung. Besonders gern mag er den Frischkornbrei mit Erdbeeren, verrät der aktive Fußballer, der in der 1. Herrenmannschaft von Grün-Weiß Brockdorf kickt. Die Lieferanten für die Müsli- und Salat-Zutaten kommen zum großen Teil aus der Region. Elisabeth Gronemeyer betont: „Wir verarbeiten jeweils saisonales Gemüse und beziehen die Gewürze aus dem Bio-Fachhandel. Bei den Ölen und Essigen, die wir verwenden, handelt es sich um hochwertige Top-Produkte.“

Die Pöppelmann-Frischkost aus Halle 23 schmeckt auch Thomas Hannöver. Der Leiter der Erstbemusterung in der Pöppelmann Division K-TECH® dürfte wohl zu den fittesten Pöppelmännern gehören: Er ist Deutscher Meister im Radcross und stand 2019 - nach 2016 - bereits zum zweiten Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen in dieser Hochleistungssportart, die ihren Aktiven alles abverlangt. „Ich achte in meiner Ernährung sehr auf Qualität“, sagt er. „Diesen Anspruch erfüllt das Angebot aus der Pöppelmann-Küche voll und ganz.“ Für den Radsportler ist das Essensangebot im Übrigen nur eines von vielen Puzzleteilen im Gesamtpaket der Benefits, die das Unternehmen den Mitarbeitenden bietet. „Wir haben viele Möglichkeiten, die jeder nutzen kann, vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer“, sagt der Radsportler. Das starke Wir-Gefühl, das daraus entstanden sei, empfinde er als einzigartig. Er beschreibt es als „gewisses Pöppelmann-Feeling“.

Grundsätzlich rückt das Thema Ernährung zunehmend in den Fokus vor allem auch der jüngeren Beschäftigten des Unternehmens. Diskussionen über Fleischverzicht, vegane Küche, Tierhaltungs- und Pflanzenschutzmethoden der hiesigen Landwirtschaft sind nicht selten Gesprächsthema in der Mittagspause. Auch für Frank Lammers, Pöppelmann-Kollege aus der Abteilung Human Resources, hat dieses Thema einen hohen Stellenwert. Hinsichtlich des Essensangebots im Betrieb sieht er durchaus Nachbesserungsbedarf: „Wenn die Verpflegung bei Pöppelmann die Beschreibung nachhaltig verdienen soll, muss sie vor allem auch auf die Gesundheit der Mitarbeitenden abzielen, nicht nur auf die Herkunft der angebotenen Speisen. Für Mitarbeitende, die sich aus gesundheitlichen Gründen beispielsweise für eine gewisse Zeit Low Carb oder Low Fat ernähren, würde ich mir ein größeres Angebot wünschen“, sagt er und ergänzt aus seiner Sicht als Personaler: „Mitarbeitende, die sich bewusst ernähren, bleiben dem Unternehmen auch langfristig erhalten.“

Küchenchefin Elisabeth Gronemeyer, die mit ihrem Team regelmäßig Seminare besucht, ist sich der großen Bedeutung ihres Arbeitsbereichs und auch des wachsenden Interesses bewusst: „Die jungen Leute sind wesentlich ernährungsbewusster als wir es früher je waren“, sagt sie. Dies zeige sich auch, wenn sie während der jährlichen Einführungswoche für die neuen Auszubildenden das Pöppelmann-Essensangebot vorstelle.

Dann blickt sie zur Uhr, es wird Zeit. Schließlich soll es auch morgen wieder Müsli geben. Elisabeth Gronemeyer schüttet die Fünf-Korn-Mischung in den Trichter der Getreide-Mühle auf der Fensterbank. Der Elektromotor surrt, ein Eimer fängt das frisch geschrotete Korn auf. Über Nacht weicht es ein. Morgen früh folgt die Verfeinerung – mit Äpfeln und Bananen, Leinsamen, Nüssen und Früchten der Saison: Power-Food für ein leckeres Pöppelmann-Frühstück.

Mehr im GRI-Bericht:

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